Rossfechten-Exkurs bei “Vivi” Lisa Marieke Kyre (17.05.2025)


Am Samstag, den 17.05., traf sich die Strittshaar zu einem Reitfechtkurs, eingeladen von „Vivi“ Lisa Marieke. Der Kurs fand in einem angenehm sonnigen Stall auf einer leichten Anhöhe statt – umgeben von weitläufigem Grasland und einer herrlichen Aussicht auf die umliegenden Wälder.
Nach einem herzlichen Willkommen durch die Kursleiterin und ihren Mann Patrik starteten wir mit einer kurzen Einführung in die Umgebung sowie einem Überblick über die Fechtausrüstung. Danach ging es direkt weiter mit einer kleinen Demonstration – und von dort nahtlos in die Theorie.
Im Fokus der Veranschaulichung stand vor allem eines: das Pferd. Denn auch wenn wir es lenken und führen, bleibt es doch ein intelligentes Wesen mit eigenem Willen. Wenn es nicht will – oder nicht kann – dann geht schlichtweg gar nichts.

Die anschließende Theorie bestätigte das nur noch einmal: Die Pferde, die in historischen Quellen zur Reitkunst bei Lichtenauer und anderen Fechtmeistern dargestellt werden, sind mit heutigen Pferden kaum vergleichbar. Viele der damals genutzten Rassen sind heute entweder ausgestorben oder stark umgezüchtet. Besonders auffällig ist auf vielen Darstellungen die massive Muskulatur dieser Tiere – wahre Kraftpakete, gezüchtet für das Schlachtfeld. Wir beschäftigten uns mit den verschiedenen Gangarten und Reittechniken. Besonders spannend war hier die sogenannte „Karriere“ – ein doppelt geführter, beschleunigter Galoppschritt, der zur Maximierung von Tempo und Schlagwucht diente.

Dann ging es endlich zum praktischen Teil! Wir durften uns – im wahrsten Sinne – hauen lassen. Reihum nahmen wir auf dem edlen trojanischen Schlachtross Erwin Platz und ließen uns von Vivi symbolisch auf den Helm klopfen, um ein Gefühl für das Gleichgewicht im Ernstfall zu bekommen. Einige von uns durften sogar erleben, wie ein Pferd direkt auf sie zureitet – ein beeindruckendes und einschüchterndes Gefühl, wenn sich ein 550-kg-Koloss samt Reiter auf einen zubewegt.

Zur Mittagszeit wartete eine leckere Überraschung: Unsere Gastgeber hatten Snacks vorbereitet, die perfekt zu unseren mitgebrachten kalten Bohnen passten – ein rundum stimmiges und liebevoll gestaltetes Mahl.

Gestärkt und gestählt ging es dann weiter mit den historischen Quellen, auf denen unsere Übungen basierten: Unser altbekanntes 44A8, das bereits die Grundlage unserer Langschwert-Übungen bildet, sowie Fiores Flower of Battle und Talhoffer. Aus diesen drei Säulen interpretierten wir die praktischen Reitfechttechniken.

Dabei mussten wir zunächst eine große Umstellung vornehmen: das gewohnte Fechtverhalten ablegen – besonders das Ausweichen. Denn beim Reitfechten bestimmt das Pferd die Bewegung, nicht der Mensch. Während man beim Langschwert mit dem ganzen Körper arbeitet, übernimmt im Rossfechten das Pferd einen Großteil des Vortriebs. Der Reiter gibt nur die Richtung vor, Zeit für kunstvolle Techniken bleibt kaum. Es geht um klare Paraden, einfache Hiebe und gezielte Stiche – wer hier auf Show macht, wirkt schnell wie ein „Büffel auf dem Pferd“.

Nach einigen – zugegeben teils recht unbeholfenen – Übungen entdeckten manche von uns die feinen Unterschiede. Anders als beim Langschwert, wo man häufig auf den Kopf zielt, ist es beim Reitfechten sinnvoller, vor das Gesicht zu schlagen, das Ziel zu streifen und den Stich durch das eigene wie auch das Pferdemomentum wirken zu lassen.

Nachdem wir uns mit der Schrittführung und verschiedenen Schlagtechniken vertraut gemacht hatten, folgte ein kleines Turnier. Unser hauseigener Allzweck-Mensch Izumi konnte sich durchsetzen und schaffte es sogar, unsere eigenen Top-Talente auszumanövrieren!

Zum Ausklang des Tages gab es noch die Gelegenheit zum gemütlichen Austausch. Zu unserer großen Überraschung erfuhren wir, dass dies der erste Kurs dieser Art in diesem Umfang war – und wir die erste HEMA-Gruppe, die daran teilnahm. Persönlich finden wir das fast schon skandalös – denn dieses Erlebnis war nicht nur durchdacht und lehrreich, sondern auch eine perfekte Verbindung aus Leidenschaft, Wissen und echter Begeisterung. Rossfechten vereint Kampfkunst, Reitkunst und Tierliebe auf eine einzigartige Weise – das sollte viel mehr Aufmerksamkeit bekommen!

Unsere Kursleiterin ließ sich am Ende sogar zu einem kleinen Sketch mit uns überreden – den könnt ihr euch gerne auf unserem Instagram-Kanal anschauen.

Fazit:
Alles in allem war es eine außergewöhnliche und großartige Erfahrung, die – auch wenn teils ernüchternd – vor allem Lust auf mehr gemacht hat.

Unsere Empfehlung:
HEMA-Praktizierende – tut euch mit Pferdemenschen zusammen. Wenn das Ergebnis so aussieht wie hier, kann nur Großes daraus entstehen! 😉🐴

Ein herzliches Dankeschön an Vivi und Patrik – dafür, dass ihr mit so viel Herzblut, Fachwissen und guter Laune diesen Kurs möglich gemacht habt und uns an eurer Passion teilhaben ließt (+ Snacks!!). ebenfalls ein danke an Tom, Moise und das trojanische Schlachtross Erwin dafur sich von uns stümpern und Vagabonden handhaben zu lassen. Es war uns eine Freude! Beste Grüsse eure Stritschaar!

Vivi insta Post: https://www.instagram.com/p/DKAmrnvIGt-/
Vivi Wensite: https://www.kleine-akademie.de/

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